Ein paar Erhellungen über das Wildwasserfahren (engl. Rafting)
Rafting ist eine Flussabfahrt an Bord eines Bootes, das speziell für mehr oder weniger anspruchsvolle Stromschnellen entwickelt wurde. Der Raft ist ein unsinkbares und selbstentleerendes Schlauchboot, das durchschnittlich sieben Personen befördert, einschließlich eines erfahrenen Raftingführers. Dementsprechend hat er die Aufgabe die Besatzung, die symmetrisch auf den beiden Seitenkanten verteilt wird, zu steuern.
Alle sind mit einem Stechpaddel (ein kleines Ruder) ausgestattet und erhalten anschließend vor der Abreise eine kurze Anleitung zur Ausführung der Befehle des Raftingführers. Je nach Schwierigkeitsgrad des Flussabschnitts können Anforderungen an Alter, Gewicht und Schwimmfähigkeit erforderlich sein.
Das „Rafting Marmore“ -Zentrum in Papigno zum Beispiel, das eine drei kilometerlange Abfahrt des Nera mit Stromschnellen bis zum vierten Grad (auf einer Skala von 1 bis 6) bietet. Insoweit stellt es richtigerweise strengere Voraussetzungen als die anderen Rafting-Zentren in Valnerina.
Keine Sorge, die Erfahrung, von der ich dir in diesem Artikel erzähle, wurde mit meiner Familie gemacht, und auch wenn sie weniger gefährlich ist, bleibt sie immerhin sehr aufregend.
Das Nomad-Rafting Zentrum
An einem Sonntag im August gingen, meine Frau, mein Sohn und ich Wildwasserfahren im Nera-Tal (Valnerina). Wir haben uns für das „NOMAD Rafting“ -Zentrum entschieden, das seinen Sitz im Nerina Tal in Vallo di Nera hat, weil es zwei verschiedene Abfahrten bietet. Indem eine von denen, beziehungsweise die des Flusses Corno, adrenergische Stromschnellen des dritten Grades bewältigt, jedoch ohne die oben genannten Einschränkungen. Dementsprechend hatte dies für uns den doppelten Vorteil, für Kinder geeignet zu sein und weniger draufgängerische Menschen wie meine Frau Laura zu beruhigen 🙂
Einige Tage im Voraus buchten wir die Abfahrt um 10 Uhr, die wir den anderen zwei Abfahrtszeiten um 13 und um 16 Uhr bevorzugten. Am Tag zuvor wurden wir mit einer WhatsApp-Nachricht um unsere Buchungsbestätigung gebeten. Währenddessen wurden wir auch daran erinnert Badeanzug für unter den Neoprenanzug und Mundschutz für den Transfer an Bord eines Minivans mitzubringen. Auch eine kleine Plastiktüte für das aufheben unserer Masken und alles nötige für das Duschen nach dem Abenteuer.
Letzte Vorbereitungen vor der Wildwasserfahrt
Wir ließen das Auto auf dem Parkplatz neben dem Zentrum stehen. Beim Empfangspult, wo nach Abschluss der Formalitäten wie der Gesundheitserklärung und der Freigabe der Fotos jeder von uns einen Neoprenanzug, Stiefel, eine Schwimmweste und einen Helm erhielte. Anstatt der Neoprenstiefel kann man auch eigene Turnschuhe anziehen aber man benötigt danach ein Paar Wechselschuhe. Zum Anziehen gibt es separate Umkleidekabinen für Männer und Frauen mit jeweiligen Duschen. Mit aufgesetzten Schutzmasken stiegen wir in den Van der uns zum Einstiegspunkt in Serravalle am Fluss Corno begleitete. Kurz davor wurden auf dem Anhänger des Vans auch drei Schlauchboote gesichert.
Wir lernen unseren Raftführer Angelo kennen, ein freundlicher Junge aus Norcia. Nachdem er uns ans Flussufer hinunter führte erklärte er auch wie wir zusammen mit einer zweiten Familie im Schlauchboot arrangieren sollten.
Der Punkt des Flusses, an dem wir uns einschiffen, ist ziemlich ruhig und gibt Angelo die Möglichkeit, die Befehle zu erklären, die er uns während der Reise geben wird. Es gibt vier einfache und sehr intuitive Manöver: avanti! (vorwärts), indietro! (rückwärts), stop! (stillstand) und giù la testa! (Kopf runter beugen). Bei “stop!” sollen wir das Paddel aus dem Wasser und mit dem Blatt nach hinten entlang des Bootes halten. Der Kopf nach unten dient dazu, unter den Bäumen hindurchzugehen, die sich in Richtung Flussmitte erstrecken.
Letztens ist es sehr wichtig, dass die Füße im Raft immer in den Rafting – Fußschlaufen stecken. So ist sichergestellt, dass man im Wildwasser nicht so leicht aus dem Boot fallen kann.
Die Wildwasserfahrt fängt an!
Angelo, der am Heck sitzt, ruft: „Alle bereit? … ok dann … avanti!“ … und wir alle beginnen im Rhythmus zu paddeln, um das Floß (aus dem englischen Raft) vorwärts zu bringen. Währenddessen fungiert er mit seinem Paddel und seinen sicheren Bewegungen als Steuermann und erklärt während der ruhigeren Passagen die Schönheiten, die wir aus einer völlig neuen Perspektive sehen.
Die Landschaft fließt auf beiden Seiten und die Vegetation überragt uns. Die Wassertiefe ist sehr variabel und durchschnittlich etwa einen halben Meter. Manchmal verlangsamen wir uns und manchmal beschleunigen wir auf den Stromschnellen, wo unser erfahrener Steuermann uns zwischen den Felsen navigieren lässt, während der Herzschlag schneller wird.
Wir erreichen einen Punkt, an dem der Fluss zwischen zwei hohen Felswänden geleitet wird und hier ruft Angelo „stop! indietro!!!“ um uns auf die linke Seite, wo sich vor der Felswand eine sandige Bucht gebildet hat zu steuern. Demzufolge steigen wir ins eiskalte Wasser (ca. 13 ° Celsius) aus und ziehen das Gummiboot ans Land. Auf der gegenüberliegenden Seite lehnt sich an die Wand ein großer Felsen, der fast zwei Meter über dem schnell fließenden und hier tiefer scheinenden Flussniveau auftaucht.
Kurze Rast und ein Sprung in eiskalte Wasser
„Dies sind die Biselli-Schluchten (Gole di Biselli) und jetzt, wer es wagen möchte, darf einen Sprung von da oben in dieses kristallklaren Wasser mal ausprobieren“, lächelte uns Angelo unter dem Helm mit der montierten GoPro an und zeigte auf den Felsen vor uns.
“Dass lass ich mir nicht zweimal sagen” denke ich und überquere den Fluss an einer Stelle stromabwärts des Felsens wo der sandige Boden nach dem Loch unter dem natürlichen Sprungbrett steigt. Immerhin bin ich bis zum Bauch im “Totenerweckenden” Wasser und so beeile ich mich den in den Felsen gehauene Stufen nähern die mir die Eroberung der Startplattform erleichtern. Einmal in Position, schreit Angelo in meiner Richtung dass ich in die dunkelste Stelle im Fluss springen soll.
Ein Anlaufschritt und ich stürze mich in das eiskalte Wasser, das mich nach dem Wiederauftauchen dazu bringt, so schnell wie möglich auf unser Raft zu schwimmen. Sobald ich aus dem Wasser komme, beginne ich die Kälte des Flusses zu schätzen, da mich die Außentemperatur die in diesen Biselli-Schluchten normalerweise ein bisschen frisch anfühlt, mich rasch wieder erwärmt. Inzwischen überqueren auch die anderen Besatzungsmitglieder den Corno, um den Nervenkitzel des Tauchens zu erleben. Alessandro, mein elfjähriger Sohn, möchte ebenfalls vom Felsen ins Wasser springen und ich begleite ihn gerne.
Der Sprung mit dem Schlauchboot
Nach einer viertel Stunde befinden wir uns wieder auf dem Schlauchboot, um unter dem Kommando von Captain Angelo zu paddeln. Er ankündigt, dass wir bald mit dem Floß einen steilen Sprung von fast zwei Metern machen werden. Wir genießen immer noch die eindrucksvolle Route, einschließlich die Aussicht auf antike römische Bauwerke. Folglich sehen wir in der Ferne den Sprung. Man spürt die Spannung der ganzen Crew, aber alle haben beschlossen, dass wir die Befehle von Angelo ausführen, der nach vorne ruft! Avanti! Avanti!!
Wir haben nicht einmal Zeit darüber nachzudenken, dass wir den Sprung hinunterrutschen. Eine hohen Wasserwelle wird vom Bug unseres Rafts in die Luft geschossen wurde sodass wir alle davon überwältigt werden. Adrenalin pur!
Das zweite Teil unseres Rafting Abenteuers
Nachdem Sturm, plötzlich di Ruhe. Der Fluss ist jetzt breiter geworden und der Wasserstand ist nun sehr niedrig. An diesem Punkt lässt uns der Raftführer aussteigen und das rechte Ufer des Flusses hinaufgehen, wo der gleiche Van vom morgen wartet. Wir werden für den zweiten Teil der Flussfahrt zu einem anderen Einstiegspunkt der etwas weiter flussabwärts liegt begleitet. Dies ist notwendig, um einen Teil des Flusses zu überwinden, der zu trocken ist und der Angelo alleine mit dem großen Schlauchboot bis zum nächsten Treffpunkt zurücklegt.
Wir sind vor ihm dort aber es vergehen nicht mehr als fünf Minuten, bis wir ihn ankommen sehen. Prima! Alle wieder an Bord begeben wir uns auf das zweite Teil unseres Abenteuers das die gleiche Strecke wie der erste zurücklegt, aber in kürzerer Zeit. Das heißt noch mehr Stromschnellen! Wir passieren eine alte mittelalterliche Brücke und nehmen wahr, das dass Wasser immer schneller zu fließen beginnt.
Die Stromschnellen folgen nacheinander und es wird schwierig, aber inzwischen haben wir ein gewisses Vertrauen in das Boot gelernt. Angelo ist ein kontinuierlicher „Avanti! Avanti! Indietro! Avanti!” und ist gezwungen, oft den Befehl zu rufen: „giù la testa!!“ wegen der üppigen Vegetation. Dann beruhigt sich plötzlich der Fluss und wir befinden uns in der Nähe eines kleinen Damms, wo wir uns einer kurzen Leiter nähern, mit der wir aus dem Schlauchboot das steile Flussufer hinauf steigen.
Ich helfe Angelo, das Boot aus dem Wasser zu holen, während die anderen zu Fuß durch einen alten Tunnel der ehemaligen Spoleto-Norcia-Eisenbahn aufbrechen, hinter dem der Van auf uns wartet, um uns zum Hauptquartier zurück zu fahren. Ungefähr zwei Stunden sind vergangen seit wir in Serravalle angefangen haben.
Wieder im Rafting-Zentrum
Zurück am Outdoor-Zentrum zogen wir die Neoprenanzüge aus, nutzten die Duschen und genossen danach die wunderschöne Lage am Ufer des Flusses Nera. Das Nomad Rafting Center verfügt über einen schönen Rasen mit Tischen, an denen du direkt vor dem Einstiegspunkt für die ruhigere Wildwasserstrecke sitzen kannst. Dementsprechend nutzen wir die Gelegenheit, um belegte Brötchen zu verzehren, die wir von zu Hause mitgebracht hatten. Währenddessen manche andere Besucher die am morgendlichen Rafting teilgenommen hatten, gingen in einen der ausgezeichneten Trattorias in Valnerina zum Mittagessen.
Im Fall du immer noch Lust auf Abenteuer hast kann ich dir nicht weit von hier weitere spannende Aktivitäten empfehlen. Zum Beispiel könntest du hier in Umbrien deinen ersten Tandemsprung wagen.
Ich möchte mich mit dir für meine Rechtschreibungsfehler entschuldigen. Du hast sicher schon meine über herrfella Seite gelesen und ich bitte dich deswegen um etwas Verständnis und melde mir bitte in den Kommentaren die Fehler die ich begangen habe. Andererseits gibt es nicht viele Alternativen, um mit dir zu kommunizieren … ach so ja, du könntest Italienisch lernen, die Sprache die durchaus einen der charmantischsten und schönsten Klänge der Welt hat 🙂